Die beste Freundin des Funkamateurs, seine Morsetaste!

Der Funkamateur ansich ist ja ein ganz normaler Mensch, obwohl er auch schon so gewisse Allüren an sich hat. Er ersetzt ganze Wörter durch wenige Buchstaben und Zahlen, lacht, indem er die Buchstaben "H" und "I" sagt und jetzt wird's ganz komisch, manche Funkamateure sprechen auch mit ihren Fingern!

 

Richtig gelesen, viele Funkamateure beherrschen es, mit ihren Fingern zu reden, indem sie ganz einfach eine Morsetaste bedienen. Jetzt wirst du dich fragen, ja, macht man das heute überhaupt noch?

 

Ja, das gibt es noch! Auf der kommerziellen Schiene allerdings schon einige Jahre nicht mehr, diese Funkdienste setzen auf Internet und Satelittenkommunikation. Doch für den Funkamateur ist das Morsen oder Telegrafieren nach wie vor eine interessante Sache. Denn durch die internationalen Abkürzungen ist es völlig egal, aus welcher Nation die Gegenstation kommt, man versteht sich immer!

 

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Morsezeichen eine wesentlich sicherere Übertragung darstellen. Wird zum Beispiel eine Sprachübertragung sehr leise und schwach, ist sehr bald kaum mehr richtig verständlich. Man nimmt zwar noch war, dass da jemand spricht, aber ein Verstehen ist nicht mehr gegeben. Morsezeichen dagegen können sehr schwach noch ankommen, den Rhythmus von Punkten und Strichen hört aber der etwas geübte Funker einwandfrei raus und kann somit 100% der Nachricht decodieren. So über den Daumen gepeilt sagt man: Wenn für eine Morseverbindung 10 Watt Sendeleistung ausreichen, braucht man für die gleiche Verbindung mit Sprache 160 Watt Sendeleistung. Somit ist sofort zu erkennen: Mit Morsen kann ich mit wenig Aufwand schon schöne, weltweite Verbindungen tätigen, wo ich für Sprechfunk gleich wesentlich mehr reinstecken muss!

Links zu sehen meine erste Morsetaste der klassischen Ausführung. Klassisch heißt hier, die funktioniert so, wie man es aus der Vergangenheit kennt und in manchen alten filmen noch sehen kann. Diese Taste hier habe ich für 5 Mark auf einem Flohmarkt gekauft und war der Meinung, naja, hauptsache mal eine Taste. Heute kann man ähnliche Modelle gebraucht für 20 bis 30 Euro erwerben.

 

Zum Tasten nimmt man den schwarzen Tastknopf richtig in die Hand, also Zeigefinger und Mittelfinger liegen oben auf, mit Daumen und Ringfinger greift man von Unten dagegen, sodass man die Tastbewegung aus der ganzen Hand heraus führen kann. Am Anfang hört sich das Signal sehr holprig an, wird aber sehr schnell immer besser. Das Urgestein der Morsetatsten ist von der Firma Junker und gilt als nahezu unzerstörbar. Nur, diese Junkertaste ist optisch keine Schönheit und hat mich nie begeistert.

Schon sehr bald gab es dann eine weitere Entwicklungsstufe in den Morsetasten. Während bei der klassischen Taste der Geber alleine über die Länge der Punkte und Striche und dem Rhythmus des Gebens entscheidet, gab es bald Tasten, die die Punkte und Striche über eine Elektronik erzeugten und dadurch jeder Buchstabe exakt erzeugt und gegeben wurde. Solch eine Taste mit integrierter Elektronik ist diese Taste rechts, die ETM-3. Hier werden die Punkte und die Striche durch seitliches Drücken der beiden Hebel, genannt Paddels erzeugt. Drückt man also hier z. B. das rechte Paddel nach links, wird der Kontakt im Innern geschlossen und die Elektronik erzeugt akkurate Punkte in einem fort. Drückt man das linke Paddel nach rechts, erzeugt die Elektronik akkurate Striche. UInd die Besonderheit ist dann noch: Drückt man beide Paddels gleichzeitig zusammen, wird immer abwechselnd ein Punkt und ein Strich erzeugt.


Das hört sich jetzt für den Laien fürchterlich kompliziert an, ist aber eine sehr gute Möglichkeit, ganz entspannt eine höhere Geschwindigkeit zu geben und sich sicher zu sein, dass die Zeichen sauber und korrekt gegeben werden. Mit dieser Sorte von Tasten ist es möglich unglaubliche Geschwindigkeiten zu erreichen, die nur noch von ganz wenigen überhaupt verstanden werden können.


Jetzt sprechen wir die ganze Zeit von einer solchen Elektronik. Links sehen wir eine fertige Platine mit einem kleinen integrierten Schaltkreis als Herz des Ganzen und noch zwei Schalttransistoren, drei Kondensatoren und einem Poti für die Geschwindigkeitsregelung. Diese kleine, programmierbare Elektronik ist somit unverzichtbar für die Zwei-Paddel-Tasten.

Und in dieses Gehäuse habe ich die Elektronik eingebaut. Man kann zwar über die Elektronik verschiedene Speicher aktivieren und abrufen und viele weitere Funktionen einschalten, aber das war mir für meinen Betriebsumfang zu viel und zu kompliziert. Deswegen habe ich die wichtigsten Funktionen direkt gelöst. Umschalten zwischen zwei Transceivern, Tauschen von Punkt und Strich, Abschalten des Übungstons. Auf der Rückseite ist dann noch der Knopf für die Programmierung, den ich aber nicht benötige. 

Am Anfang schrieb ich, die Morsetaste ist die Freundin des Funkamateurs. Vielleicht liegt es daran, dass es nicht nur so einfach Tasten gibt wie oben beschrieben, sondern eben auch etwas exklusivere Tasten, die mechanisch eben hochpräzise ausgeführt sind. Wer das Geben mit so einer Taste kann, der spürt sofort, dass eine solche Qualität einfach was besonderes ist! Der ambitionierte Radfahrer kauft sich ja auch ein sehr teures Fahrrad, weil er die bessere Technik spürt. So spürt der Telegrafist die Präzision der hochwertigen Paddels, die eben ein noch schöneres Geben ermöglicht. Keine Spiralfedern mehr, nein, hier erzeugen Magnete die Rückstellkraft, Feingewinde an allen Stellschrauben. Es ist schon ein gewisses Meisterwerk, dieses Teil...


Der Weg zum Morsen

Mancher fragt sich jetzt noch, wie kommt man denn dazu, dieses Morsen zu lernen. Auf diese Frage gibt es viele unterschiedliche Antworten, die aber letztendlich alle den selben Ursprung haben.


Aber fangen wir mal ganz von vorne an: Als Samuel Morse begann sich Gedanken über die Übertragung von Buchstaben zu machen, stand er vor vielen kleinen Problemen. Wenn man zum Beispiel zwei Orte mit einem Kabel verbunden sind, dann gibt es zwei Schaltzustände, die am anderen Ende erkannt werden können: Schalter zu, Lampe brennt oder Schalter auf, Lampe aus. Dies war die Gegebenheit, die man nun nutzen muss, um Nachrichten zu übertragen. Die Sprachübertragung war ja noch nicht erfunden. Und so kam ihm der Gedanke, zwei unterschiedliche Zeichen, ein kurzes Leuchten und ein langes Leuchten ausreichen müssen, um die Buchstaben und Zahlen zu codieren. Und so wurden Texte genau untersucht, welche Buchstaben wie oft vorkommen, um für die Zeichen, die sehr oft erscheinen, möglichst kurze Zeichenkombinationen zu verwenden und für die selteneren die Längeren.


Und so entstand das heute bekannte Morsealphabet.


Später dann erkannte ein Herr Koch, dass es Morsezeichen gibt, die man sich sehr einfach merken kann und solche, die sehr viel Übung und Training brauchen. So setzte er leichte und schwere Buchstaben systematisch in Reihenfolge zusammen und hat auf diese Weise eine bis heute überlieferte Methode etabliert, nach der fast alle bis heute das Morsen erlernt haben.


Früher, also so vor 30, 40 Jahren gab es einen Morsekurs auf Kassette und Schallplatte. Heute ist es dank Internet und Smartphone noch eine ganze Runde einfacher geworden, immer wieder in neuer Anordnung die Buchstaben zu hören. Hören, hören, hören, das ist das Geheimnis des Lernens. Bevor das erste Mal die Morsetaste in die Hand genommen wird müssen zuerst alle Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen sitzen. Also richtig sitzen, dass man beim Hören nicht mehr denken muss, sondern ohne Umweg die Finger den Buchstaben schreiben. Das ist notwendig, um wirklich flüssig eine Funkverbindung abzuwickeln und alles mit zu bekommen.


Alles in Allem braucht man bei regelmäßigem Üben, also mindestens zwei Mal die Woche eine Stunde mit Unterbrechungen, ca. ein Jahr, um mit dem Tempo 60 Buchstaben pro Minute hören zu können. Mancher kann es schneller, mancher braucht ein halbes Jahr länger, aber lernen kann es jeder!


Übrigens wurde vor Kurzem die Telegrafie in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbe aufgenommen, denn nicht zu Unrecht wird die Telegrafie auch der Urknall der modernen Digitaltechnik bezeichnet!


Wer jetzt von dem Gedanken angetan ist, ebenfalls diesen Code des Morsens zu lernen, der hat heute eine geniale Verbessung gegenüber früher zur Verfügung. Heute gibt es Apps fürs Handy und Programme für den PC / Laptop, aber es gibt auch eine schöne Onlineversion zum lernen. Schaut mal im Internet nach LCWO, Learning CW online. Ein klasse Programm zum Lernen für Einsteiger, zum Auffrischen des Vergessenen oder auch nur um zu trainieren und wieder auf Tempo zu kommen!


Die Telegraphie ist schon etwas einzigartiges! 


Oder einfach mal etwas über das Lernen des Codes lesen wollen? Dann sucht mal im Internet nach "Pierpont -  Die Kunst der Radiotelegraphie". Ein herrliches Buch in pdf-Format, das einem die Telegraphie auf eine ganz andere Art nahe bringt und auch die Aussichten so herausstellt, dass man förmlich danach drängt, den Code zu lernen!

Gehörlesen

Jetzt bin ich schon seit einem Jahr dabei, wieder so richtig ins CW einzusteigen und dachte lange Zeit,  das wird nichts mehr. Es ging und ging nicht so weiter, wie ich wollte. Aber was war meine Hemmung? Was stand mir im Weg? Etwas ich selber?

 

Hier mal einen Dank an meinen Funkfreund Karsten, DL8LBK, der mir hier auf die Sprünge geholfen hat. Er sagte es zwar schon lange, aber ich dachte, hei, du musst doch erst mit Schreiben gut mitkommen, bevor du an das Gehörlesen gehst. Weit gefehlt! 

 

Die ersten Runden waren grausam. Ich hörte gemischte Gruppen und hatte das Gefühl, dass ich gerade mal 2 bis 3 Buchstaben auf die Reihe bekomme und sonst nichts. So half ich mir selber die erste Zeit über die Runden, indem ich die Buchstaben mit dem Finger auf den Tisch schrieb. Nicht genau ausgeformt, aber so im Ansatz zumindest. Und das half. Plötzlich zuckte nur noch ganz leicht der Finger und schon eine Woche später war es fast kein Problem mehr, die gehörten Zeichen als Buchstabe in Gedanken nachzusprechen. Aber hier kam dann der nächste Schritt: Ich versuchte, das gehörte Zeichen in Gedanken mir vorzustellen. Also nach einem Didah in Gedanken den Buchstaben "a" zu sehen. War komisch. War schwierig. Und vor allem ungewohnt. Doch kaum ein paar Tage später lief das richtig gut!  Und ja, seit Kurzem ist es mir möglich, schon recht ordentlich einigen CW-QSO´s zu folgen. Nicht zu schnell, und auch nicht, wenn schlampig gegeben, aber bei sauberem Tempo 60 bpm und ordentlicher Gebeweise klappts schon ganz gut.

 

Ich glaube, zu Weihnachten kann ich mit meinen HSC, VHSC, SHSC und EHSC-Mitglied Karsten ein paar Weihnachtsgrüße austauschen!