Jacko, das „Wildschein“!

 

 

Es muss Anfang 2000 gewesen sein, Jacko noch ein turbulenter Junghund mit Anstand auf Zeit, als ich mit Ihm und Fee zum Spazieren laufen ging. Chessy war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei uns angekommen, sodass ich mit den beiden immer unterwegs war. Und weil ich ja auch was vom Laufen haben wollte, fuhren wir hier in der Umgebung mal hier mal da hin, um auch etwas Abwechslung zu bekommen und Jacko nicht das Gefühl zu vermitteln, hier wäre sein Revier!

 

Diese Mal ging es Krummhardt, einem sehr kleinen Ort rund 10km von meiner Stadt entfern, aber schon richtig in ländlicher Gegend. Hier wusste ich einen schönen Rundwanderweg einmal ums Dorf, sodass man gemütlich dahingehen konnte und die Hunde auf den Wiesen spielen konnten. Jacko sprang also aus dem Auto und gleich in beschleunigendem Tempo auf die Wiese auf der Suche nach einem Stock oder Apfel oder sonst irgendetwas, was als Spielzeug gebraucht werden konnte, Fee kam gleich hinterher und düste so gut sie konnte mit ihren kurzen, strammen Beinen hinterher. Auto zu, alles eingepackt und los. Es war noch Sommer, das Wetter schon ein paar Tage wieder ohne Regen, sodass man gut über die Wiesen gehen konnte, allerdings gibt es hier genügend Feuchtstellen auf den Wiesen, die auch gerne von Wildschweinen aufgesucht werden und entsprechend aussahen.

 

Wir waren schon gut 10 Minuten gelaufen, Fee dackelte so im Umkreis von 6 bis 8 Meter um mich herum durchs Gras, aber immer ein Auge auf Ihren Jacko, dass der nicht verloren geht. Jacko hingegen hat keine Probleme, auch mal 100 oder 200 Meter von mir weg zu laufen, Hauptsache er hat mich im Blickfeld. Oder anders herum, ich habe ihn noch im Blickfeld. Und so schnüffelte er sich gerade in größerem Abstand über die Wiese, fand irgendetwas „sehr interessantes“ und… so schnell kannst gar nicht rufen, wälzte sich der Kerl im Gras auf dem Rücken. Oh je, das wird jetzt wieder irgendetwas Stinkendes gewesen sein… Ich rief ihn und er kam dann auch gleich mit wehenden Ohren im Galopp auf mich zu. So auf die Schnelle konnte ich zum Glück nichts finden und ließ ihn wieder laufen. Glück gehabt, denn manchmal war er von so betörenden Düften so gefangen, dass er beim Wälzen die Richtung verfehlte und sich dann nur im Gras daneben wälzte.

 

Wir gingen weiter und auf einmal setze Jacko zum Sprint an und rannte in gestrecktem Galopp Richtung Waldrand, blieb stehen und schaute, wo ich bin, drehte sich um und verschwand im Gestrüpp. Klasse, was hat der Kerl jetzt wieder in die Nase bekommen…. Das Gras war jetzt etwas höher und ich nahm Fee auf den Arm und ging zügig den Berg hinab zu der Stelle am Waldrand, an der Jacko verschwand. Vorsichtig zwängte ich mich mit Leinen behangen und Fee auf dem Arm durch das Waldrandgestrüpp und folgte jetzt einfach mal meinem Instinkt. Und siehe da, ich lag mit meiner Vermutung nicht verkehrt. In der Senke war eine recht große, sehr schlammige Feuchtstelle, die bereits von Wildscheinen völlig umgepflügt war und jetzt so eine richtige Schlammsule war. Genau! Ihr erahnt es bereits…. Und mitten drin lag Jacko, fast bis zum Hals im dunklen, schlammigen Wasser und hechelte mich freudenstrahlend an, dass er einen Ort der Abkühlung gefunden hatte.

 

Der Dreckspatz legte sich komplett in die stinkende Brühe, nein, er wälzte sich sogar einmal darin, sodass nur noch der Kopf original braun war, der restliche Kerl komplett eingesaut in schwarzbraunen Schlamm, der sowas von vergammelt gestunken hat.

 

Mein Problem, das ich hatte, war, dass hier nirgends ein Bach oder ein Brunnen war, in dem man diesen Kerl halbwegs wieder autotauglich machen konnte. So gingen wir einfach mal die Runde zu Ende in der Hoffnung, dass nach zwei Stunden vielleicht das Meiste an Dreck abgefallen ist und der Gestank etwas erträglicher…. Aber weit gefehlt. Jacko genoss förmlich sein „Parfüm“. Auf der Heimfahrt hatte ich fast alle Fenster offen, um nicht in diesem Gestank das Bewusstsein zu verlieren, so ekelhaft war der Duft. Zu Hause gings für Jacko postwendend in die Waschküche und eine Runde große Körperpflege war angesagt. Ich sehe ihn heute noch, wie er betröppelt da stand, eingeseift von oben bis unten und geduldig das Abduschen ertragen hat, ohne sich zu schütteln.

 

Ich weiß auch noch, selbst einige Stunden später hatte ich immer noch den Geruch im Kopf und dachte immer wieder, ich hätte eine Stelle vergessen zu waschen….

 

Dass es aber noch schlimmer kommen kann, das erfuhr ich einige Zeit später. Mittlerweile war Chessi zu uns gestoßen und aufgrund ihrer Auffälligkeiten durch die katastrophale Haltung des illegalen Züchters benötigte sie am Anfang deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die Leine etwas kürzer, damit sie sich nicht dauernd im Kreis dreht und doch genügend Leine, dass sie ihre Umwelt erkunden konnte. Und genau aus diesem Grund war ich mit meiner Aufmerksamkeit einfach nicht bei Jacko, und Fee, die über die bekannte Wiese tollten. Allerdings war mir auch entgangen, dass auf dem hinteren Teil der Wiese am Tag zuvor Schafe geweidet haben, deutlich daran zu erkennen, dass überall diese kleinen, schwarzen Häufchen lagen.

 

Ich hatte gerade Chessi wieder befreit, weil sie sich mit der Leine um einen Zweig eingewickelt hatte, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie sich Madam Fee auf den Boden warf und auf den Rücken drehte. Im Gegensatz zu Jacko hatte sie bei diesen Aktionen eine deutlich größere Trefferquote. Kaum ihren Namen gerufen, sprang sie auf und kam mit wehenden Ohren angeschossen, voller Freude, etwas gaaaaanz Tolles gemacht zu haben…. Bäh…. Der halbe Hund mit einem stinkenden Streifen, von der Wange über das Ohr bis zum Nacken…. Pfui, das war so ekelig…. Und gestunken…. Und  kaum dass ich dieses Luder genau angesehen hatte, warf sich Jacko auch auf den Boden. Aber entgegen Fee waren in diesem Moment die Ohren auf Durchzug geschalten. Kein Rufen konnte ihn von einem ausgiebigen „Duftbad“ abhalten. Und so ging es dann erst mal an der Leine weiter bis wieder sauberer Boden erreicht war.

 

Meine Versuche, die beiden im Bach grob vor zu reinigen war irgendwie nicht zielführend, Jacko machte trotzig nicht „Platz“ und Fee ließ sich erst gar nicht darauf ein, Anstalten zu zeigen, ruhig zu halten und dieses kalte Wasser ab zu bekommen.

 

Ich kann euch sagen, als wir uns Haus damals bezogen, sah ich die Waschküche eher als Kellerraum. Aber mit meine drei Vierbeinern muss ich sagen, war dieser Schlauchanschluss mit warmen Wasser eine wirklich gute Sache! Die Hunde wussten genau, wenns in die Waschküche geht, was blüht, aber sie ließen sich alle zusammen gut abwaschen. Jacko mitten in der Waschküche stehend hielt er schon automatisch die Pfoten in die Höhe, um zwischen den Zehen zu waschen und Fee und Chessi standen immer wie versteinert im Waschbecken oder Duschwanne. 

 

 

Es waren trotz diesen Eskapaden drei liebe Lauser!