Der kleine QRP-CW-Transceiver Para80set für das 80m-Band

 

Ende Mai ist immer ein Contest auf den Bändern, der sich von den herkömmlichen Contesten unterscheidet. Es geht zwar auch darum, möglichst viele Gegenstationen innerhalb der Zeit zu erreichen, aber hier weiß man von Anfang an, dass es viel mehr um den Spaß geht, ein Gerät aufzubauen und damit einfach Betrieb zu machen. 

 

Doch wenn es so einfach wäre, dann könnte ich doch jeden x-belieben TRX nehmen, oder etwas nicht? Nein, denn die Anforderungen, die das Gerät erfüllen muss, lautet: Sender und Empfänger dürfen aus maximal 100 Teilen aufgebaut sein. Also beides zusammen! Dafür gibt es jetzt nicht wirklich so viele Möglichkeiten und zudem fördert es den Selbstbau. Genau für dieses kleine Gerät habe ich mich entschieden. Und selbst, wenn ich an dem Contest nur eine Verbindung mit meinem Funkfreund Alfred auf die Reihe bringe, war es die Mühe schon wert!

 

Was also folgt ist ein kleiner Baubericht des Bausatzes Para80set von den QRPguys in den USA und wahrscheinlich auch noch von einem Forty 9-er. Der ist aber noch unterwegs und wird erst angefangen, wenn der 80m-TRX fertig ist.

 

 

Hier der Bausatz mal ausgebreitet. Die Bauanleitung gibt es direkt von der Homepage der QRP-Guys. Sie ist ganz ordentlich aufbereitet und kann auch von einem wenig geübten Amateur aufgebaut werden. Allerdings ist es auf alle Fälle von Vorteil, wenn man dem Farbcode der Widerstände und dem Kürzelcode der Kondensatoren Herr ist. Ansonst im Vorfeld schöne Listen machen und die Widerstände sortieren...

 

Hier mal alle Bauteile etwas auseinander sortiert und auf Vollständigkeit geprüft. Es macht Sinn, sich für die nicht gleich benötigten Teile wie Schalter, Poti und Buchsen eine separate Schale vorzubereiten.

 

Wichtiger Hinweis: Der zu wickelnde Trafo soll mit einer Kunststoffschraube auf der Platine befestigt werden. Diese ist natürlich eine mit Zollgewinde! Also entweder auf die Mutter aufpassen, die mir runtergefallen ist und im Nirvana verschwunden, oder gleich eine Kunststoffschraube metrischer Art einsetzen. Der Aufbau geht recht schnell, wenn man etwas bewandert ist. In wenigen Schritten war die Platine befüllt und es ging ans Eingemachte, nämlich die Spulen und den Trafo wickeln.

 

Hier im Schnelldurchgang die Bestückungsstufen: Zuerst die Widerstände, dann die Kondensatoren und Dioden, dann die Transistoren und am Schluss die drei Spulen und der Trafo.

 

Dies ist der Trafo, den man wickeln muss. Eine Hauptwicklung mit 38 Windungen gefolgt von 2 Wicklungen mit je 5 Windungen. Gewickelt ist das eigentlich recht schnell, nur nach dem Auftrennen des Drahtes nicht den Überblick von Anfang und Ende zu verlieren bedarf etwas Konzentration und Ideenreichtum der Kennzeichnung. Allerdings ist das Einfädeln der Drahtenden in die Löcher gelinde gesagt eine Herausforderung. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich als alter Schwabe mit den Drahtenden an Länge gegeizt habe und deswegen mit Pinzette und Zange arbeiten musste. Als dann alle Leitungen in der Platine steckten kam die Frage auf: Wie entisoliere ich jetzt die Drähte???

Ich vertaute der Löttemperatur meines Wellers und "bruzelte" etwas auf dem Lötauge herum, bis sich der Lack in Rauch verwandelt hatte und die Lötstelle ordentlich aussah. Lasst euch nicht täuschen, die Lötstellen, die auf dem Bild zu sehen sind, sind ja nur die Oberseite, unten sehen die sauber aus und nach einer kurzen Messung stand fest, alles richtig angeschlossen!

 

 

Nach insgesamt ca. 4 Stunden lag die fertige Platine vor mir. Es waren alle verfügbaren Teile verbaut. Jetzt lohnt es sich, noch vor der ersten Inbetriebnahme einen Kontrollblick auf alles zu werfen. Ich zählte alle Kondensatoren durch, alle Widerstände und sonstige Bauteile, ob nicht irgendetwas fehlt. Bei genauem Betrachten sieht man links an der Ecke von Poti einen nicht bestückten Widerstandsplatz, das ist aber in Ordnung und wurde in der Bauanleitung darauf hingewiesen.

 

Ups!!! Da ist ein Anschluss ohne Teil??? Und auch ohne Beschreibung! Gleich links in der vorderen Ecke sind nochmal zwei Lötaugen, ohne Bezeichnung und Angaben. Diese Anschlüsse machen irgendetwas mit der Kopfhöhrerbuchse. Was es aber ist, weiß ich noch nicht und liefere bei Gelegenheit nach.

 

 

Jetzt wirds spannend! Erster Meßaufbau und Probelauf. Nach dem Einstecken der Spannungsversorgung war ein deutlicher Knack im Kopfhörer zu hören und die Stromaufnahme lag bei 20mA. Auch nach 30 Sekunden Wartezeit fühlte sich kein Bauteil heiß an oder stieg Rauch auf (Schweiß-von-der-Stirn-wisch...).  Der erste Abgleichversuch dauerte eine Weile, bis man das Gefühl für das Poti und den Trimmer heraus hat, aber dann....

 

Ich habe keine Antenne verfügbar, die ein ausreichend starkes Signal stellen kann, deshalb habe ich den Testgenerator zur S-Meter-Kalibrierung aus dem QRP-Shop und einer vorjährigen Bastelaktion im OV angeschlossen und "übers Band" gedreht. Und ja, da war an einer Stelle ein lautes Pfeifen zu hören! Hurra, der Empfänger scheint zu gehen. Etwas hier und da noch nachgestimmt und selbst das Signal der S3-Stufe war sehr gut zu hören.

 

Auf gehts, jetzt wird gesendet!

 

Ich drückte vorsichtig die Taste und war schon mal erfreut, den Mithörton deutlich hören zu können. Doch leider konnte ich nicht wirklich nachweisen, dass das Gerät auch auf Sendung geht. Hier muss ich meinen Meßpark noch um einen Dummyload (Messwiderstand) erweitern, sobald der fertig ist, gehts weiter!

Später schloss ich den TRX an meiner kleinen 80m-Mobilantenne am Balkon an und hörte viele CW-Stationen, die sogar gut zu selektieren waren. Ein Hoch an diesen kleinen Empfänger, der für die Größe echt vernünftige Signale liefert.

Update:

Als ich mit dem Paraset den ersten Betrieb machen wollte , hörte man zwar den Mithörton, aber das Gerät ging nicht auf Sendung. Ich habe viel geprüft und probiert, hat einige Transistoren getauscht, aber irgendwie ließen mich die Meßergebnisse nicht das Problem finden. Hilfe fand ich dann bei meinem OV-Kollegen Jochen, der sich bereit erklärte, mal ein Auge drauf zu werfen. Und siehe da, der Unterschied zwischen einem Anfänger und einem Profi ist, dass er nach 5 Minuten wusste, was defekt ist. Hatte ich doch tatsächlich zwei Transistoren verwechselt und trotz zweimaligem Prüfen diesen Fehler nicht erkannt. Welch Blamage.... 

 

Transistoren getauscht und schwupps, war der TRX Betriebsbereit! 

 

Danke Jochen für deinen Einsatz!

Alles in Allem ist der Para80set ein toller Bausatz, der auch für Bastelprojekte geeignet ist, die in einem Tag fertig sein sollen. Leider gibt es dazu kein explizites Gehäuse und was saublöd ist, die Standardgehäuse vom QRP-Shop sind leider 10mm zu niedrig, sodass die Platine nach Originalbestückung nicht reinpasst. Da darf es dann also noch etwas Suchen sein, bis man ein passendes Gehäuse findet. Ohne ist das Gerät halt sehr empfindlich bei Berührung und wird dann sicher auch auf Sendeseite der Gegenstation keine Freude bereiten.

 

 

 

Forty-9er für das 40m-Band

 

Und hier gleich das zweite Gerät, diesmal aber eine Variante für 40m, der Forty-9er. Ein etwas kleinerer TRX, dafür mit zwei IC, einer als Mischer, einer als NF-Verstärker.

 

Dieses Gerät unterscheidet sich zum Paraset darin, dass es auf der Eingangsseite einen Quarz als Filter verwendet und auch für die Feinfrequenzverstellung über eine Kapazitätsdiode arbeitet. Man vermisst etwas die Lautstärkeregelung, aber die werde ich auch noch nachrüsten. 

 

 

Die Größe macht dieses kleine Wunder zum echten Portabelgerät, das mit einem Akku mit 2200mAh schon mehrere Stunden Betrieb erlaubt.

 

Ich verwende da für beide Geräte einen 3-zelligen Lipoakku, der für wenig Geld aus der Modellbauszene zu bekommen ist.

 

Erster Feldeinsatz ganz im Sinne des Erfinders!

 

Und Vatertag heisst Vatertag, weil da der Vater am Tag Portabelbetrieb macht! Um 18.00 Uhr ging der Minimal Art Session Contest los und ich mischte mit meinem Para80set auf 80m mit. Okay, ich versuchte mit zu mischen. Meine CW-Kenntnisse sind noch so ausgeprägt, dass es entspannend an die Arbeit gehen konnte, aber es war interessant, was man mit dem Winzling alles hören kann.

 

Als Antenne habe ich mir einen Dipol gebaut, der mit einem Schiebemast und zwei anscheinend extra dafür gepflanzen Bäumen genau auf diesem Parkplatz aufgebaut war. Doch es war etwas der Wurm drin. Zuerst wollte der Stecker für die Taste nicht mehr in der Buchse halten und dann stellte ich fest, dass ich den Stecker und Buchse für die Spannungsversorgung vertauscht angelötet hatte. Also Schrumpfschlauch weggeschnippelt, Kontakte zusammengehalten und mit Isolierband gesichert.

 

Mir fehlte gänzlich die Übung, mich im Contestbetrieb zurecht zu finden und ging viel zu zaghaft an die Sache ran. Doch dann die erste Verbindung: Gigantische 16 km weit nach Ludwigsburg! Egal, es war mein erstes MAS-QSO und es machte Spaß! Später baute ich dann alles ab und setzte mich dann zu Hause mit einer weitaus schlechteren Antenne noch mal dran. Und siehe da, mein Funkfreund aus einem Forum erhörte mein Rufzeichen aus dem Rauschen somit hatte ich eine Verbindung bis nach Frankfurt im Log. 161 km! 

 

Auch wenn es vom Ergebnis nicht berauschend war, es hat tierischen Spaß gemacht und ich werde den MAS-Gedanken weiter verbessern und weiter verfolgen!

 

Hier noch ein paar Bilder vom Contestabend